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Windows 365: Cloud-PC für den Mittelstand?

18. August 2021
Verfasst von Julia Schreiber

Visualisierung: Cloud-PC für de Mittelstand

Bild: © Geralt - Pixabay.com

Die Nachricht überraschte selbst die IT-Szene: Mitte Juli 2021 kündigte Microsoft-CEO Satya Nadella mit Windows 365 einen Cloud-PC an, der bereits drei Wochen später verfügbar sein sollte. Zwar sind virtuelle Desktops kein neues Konzept, die komplexe Bereitstellung und nutzungsbasierte Kosten machten sie in der Vergangenheit für viele Unternehmen nur nicht attraktiv. Diese beiden Punkte fallen nun weg: Windows 365 lässt sich einfach und schnell bereitstellen – im monatlichen Abonnement zum Festpreis.

Windows 365 ersetzt damit weder Windows 10 noch Windows 11 als Betriebssystem. Es stellt dieses vielmehr aus der Cloud zur Verfügung und ist immer aktuell. Anwender greifen auf ihre Applikationen und Daten wahlweise über den Browser via https://windows365.microsoft.com oder über die Remote-Desktop-App von Microsoft zu. Bedingung für den Einsatz eines Cloud-PCs ist somit eine Internetverbindung.

Anwendungsszenarien für den Cloud-PC

Momentan steht Windows 365 ausschließlich Firmenkunden offen. Das ist insofern konsequent, weil Microsoft das Thema „new work“ vorantreibt – dort reiht sich auch das neue Angebot ein. Mit Windows 365 können Mitarbeitende zeit- und ortsunabhängig von jedem Endgerät sicher in ihrer gewohnten, personalisierten Umgebung arbeiten. Dabei ist es nachrangig, ob sie ein iPad, ein Android-Gerät, einen Linux-PC oder einen regulären Windows-Laptop nutzen. Zumindest in der Theorie: In ersten Tests kam es bei manchen Endgeräten zu Schwierigkeiten beim Zugriff auf zusätzliche externe Monitore oder Audiogeräte.

Diese Flexibilität bei der Wahl des Endgeräts kommt zum Beispiel beim Wechsel zwischen Homeoffice und Büroarbeitsplatz zum Tragen – oder bei allen, die zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen wechseln. Denkbar ist auch, dass sich mehrere Personen ein Endgerät teilen, wenn sie zum Beispiel in verschiedenen Schichten arbeiten. Ältere Hardware könnte ein zweites Leben erhalten, denn Windows 365 ist skalierbar und die gewünschten Leistungsmerkmale (vCPU, RAM, Speicher) lassen sich flexibel buchen. Eine echte Alternative ist der Cloud-PC möglicherweise für alle, die kurzzeitig für rechenintensive Aufgaben sehr performante Systeme benötigen oder wenn mehreren Personen lediglich ein Endgerät – oder auch nur ein privater PC – zur Verfügung steht.

Preise und verfügbare Editionen

Den Cloud-PC gibt es in zwei Varianten: Windows 365 Business für Unternehmen mit bis zu 300 PC-Arbeitsplätzen und Windows 365 Enterprise für Unternehmen mit mehr als 300 PC-Arbeitsplätzen. Der Einstiegspreis für beide Windows-365-Editionen ist bei 18,20 Euro im Monat und steigt abhängig von der gewünschten Konfiguration. Wer von einem Windows-10-Pro-Gerät auf den Cloud-PC zugreift, erhält mit dem „Windows-Hybrid-Vorteil“ einen Preisnachlass.

Windows 365 Business war in Praxistests binnen weniger Minuten einzurichten und einfach zu verwalten. Voraussetzung ist lediglich der Zugriff auf das Microsoft 365 Admin Center (als globaler Administrator oder Rechnungsadministrator).

Bei Windows 365 Enterprise wird deutlich, wieso sich das Angebot an Großunternehmen richtet: Zwar basieren beide Editionen auf dem Azure Virtual Desktop, „sichtbar“ ist dies lediglich bei der Enterprise-Edition: Benötigt werden hier neben dem Microsoft Endpoint Manager eine Intune-Lizenz, Azure Active Directory sowie ein Azure-Abonnement. Denn der gesamte Netzwerkdatenverkehr läuft über Azure Virtual Network, es kommen somit Azure-Bandbreitenpreise hinzu.

Lizenzen für KMU: Windows 365 Business

Für die meisten mittelständischen Unternehmen dürfte die Business-Variante ideal sein, ist sie doch schnell einsatzbereit, hat fixe Preise und es bedarf keiner zusätzlichen Lizenzen. Das Enterprise-Angebot zielt weniger auf eine einfache Bereitstellung: Hier stehen die Flexibilität sowie die Skalierbarkeit des Cloud-PC im Fokus. Die nächsten Monate werden zeigen, wie der deutsche Markt das Angebot annimmt – der Ansturm auf die kostenlosen, zweimonatigen Testversionen war so groß, dass Microsoft diese nach dem Start zeitweise aussetzte.